21. Juni 2023

Obdach- und Wohnungslosigkeit: Köln muss handeln!



In Köln steigt die Zahl der obdachlosen Menschen. Bereits im Jahr 2021 leben 7.500 Menschen auf der Straße. Gleichzeitig verschlechtern sich die Bedingungen, mehr Menschen treffen auf das Angebot zur Hilfe. Dieses ist jedoch weiterhin unzureichend und oft unmenschlich.

Wir fordern die Priorisierung der strukturellen Bekämpfung von Obdachlosigkeit und den Ausbau der Unterstützungsangebote für obdachlose sowie wohnungslose Menschen in Köln.

Unbürokratische Unterstützung

Derzeit bietet die Stadt Köln Hilfen an drei Stellen an, die sich auf verschiedene Teilbereiche des Lebens konzentrieren. Im Fokus steht dabei die monetäre und räumliche Versorgung. Eine psychosoziale Begleitung wird nicht angeboten, da zunächst die Rede ist von Anträgen und persönlicher Vorstellung. Die Hilfe Landschaft wird durch Vereine, sozialwirtschaftliche und gemeinwohlorientierte Unternehmen bestimmt, die durch Spenden finanziert werden. Eine Übersicht über Hilfsangebote fehlt. Das politische Interesse erscheint niedrig. Jedoch erfordert die zunehmende Obdachlosigkeit eine gesellschaftliche Auseinandersetzung, um zielgerichtete Hilfe anbieten zu können.

Daher fordern wir:

  • Priorisierung der Wohnungsnot und der Bedürfnisse obdachloser Menschen in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung
  • Die Einrichtung eines runden Tischs zum Thema Obdach- und Wohnungslosigkeit, an dem alle Akteur*innen zusammenkommen, die an der Versorgung beteiligt sind, sowie obdachlose und/oder ehemals obdachlose Menschen.
  • Eine gesammelte und einfache Übersicht über Unterstützungsangebote. Der erste Schritt ist hierbei die Einrichtung einer zentralen Webseite in leichter Sprache, die verschiedene Akteur*innen vernetzt und eine Übersicht für Betroffene bietet. Diese muss einfach auffindbar sein.
  • Unbürokratische und niedrigschwellige Verfahren, die auf die individuellen Bedürfnisse der Hilfesuchenden eingehen.
  • Die Einrichtung einer Ombudsstelle für Obdachlosigkeit. Diese soll als Beschwerdestelle bezüglich Verfahren und Unterbringung, sowie Gewalt und Diskriminierung dienen. Zur Geflüchteten-Unterbringung gibt es bereits solch eine Stelle.

Menschenwürdiger Wohnraum für alle

Dass die Stadt sich nicht ausreichend um die Unterstützung und Versorgung von wohnungslosen und obdachlosen Personen kümmert, zeigt sich unter anderem dadurch, dass obdachlose Personen immer wieder leerstehende Häuser besetzen. Eine dieser Besetzungen mündete in dem selbstverwalteten Wohnprojekt OMZ (Obdachlose mit Zukunft). Nach umfassender zivilgesellschaftlicher Unterstützung entschied sich die Stadt dazu, dieses Projekt zu unterstützen. Diese Unterstützung war jedoch nicht ausreichend. Die unzureichende sozialarbeiterische Versorgung und die verspätete Nutzung des Hausrechts führte zu einer Eskalation der Gewalt. Die Stadt sieht das selbstverwaltete Projekt als gescheitert an. Doch in dem Projekt entstand eine Gemeinschaft und wurde unbürokratische Hilfe bei Anträgen und Ähnlichem geleistet. Diese Gemeinschaft wurde durch die städtische Räumung des Projekts zerschlagen und einige der Bewohner*innen wurden erneut in die Obdachlogiskeit gedrängt, da das Anschlussprojekt erst drei Monate später starten soll. Wir sagen: Nicht das OMZ ist gescheitert, sondern die Stadt Köln scheitert wiederholt bei der Versorgung ihrer Bürger*innen mit dem Grundrecht auf Wohnen! Die Stadt muss für den Erhalt und Wiederaufbau des OMZ mit deeskalierender Begleitung sorgen und ähnliche Projekte fördern.

Obdachlosigkeit schränkt die Teilhabe am alltäglichen Leben ein. Wenn Menschen ihre Wohnung verlieren, dann kann sich das auf alle Lebensbereiche auswirken. Neben den Schwierigkeiten bei der Ausübung eines Berufs wird beispielsweise die fehlende Rückzugsmöglichkeit in den eigenen vier Wänden als Belastung beschrieben. Daher wird der Ansatz „Housing First“ angewendet, um Menschen in Wohnungsnot zuerst in der Sicherung ihrer Wohnsituation zu unterstützen. Denn Wohnen ist ein Grundrecht und ein essentieller Ausgangspunkt, den Alltag selbstbestimmt zu gestalten. Auch die Stadt Köln unterstützt Menschen nach diesem Ansatz, indem sie im Rahmen eines Förderprogramms das Leben in “Normalwohnraum” anbieten. Diese Möglichkeiten müssen ausgeweitet werden, um Menschen entsprechend ihren Bedürfnissen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Insbesondere Familien mit Kindern sind auf ihren Sozialraum angewiesen und mit ihren Anforderungen an Wohnort und Wohnform zu unterstützen. Außerdem müssen präventive Maßnahmen ergriffen werden, um Menschen aktiv vor Wohnungsnot zu schützen.

Wir fordern:

  • Die Bekämpfung von Gentrifizierung und die dadurch entstehende Wohnungslosigkeit und Vertreibung von Personen aus ihren Veedeln.
  • Keine Abstellung von Strom, aufgrund von unbezahlten Rechnungen. Strom ist für ein menschenwürdiges Leben unerlässlich.
  • Entwicklung von Mindeststandards für Unterkünfte für obdachlose Menschen.
  • Die Schaffung von ausreichend menschenwürdigen städtischen Angeboten.
  • Keine Anmietung prekärer Notunterkünfte und Beherbergungs-Zimmern mehr.
  • Die Ausweitung von Projekten mit Housing First Ansatz.
  • Wenn Fremdunterbringung notwendig ist, befindet sich diese in der Nähe des Sozialraums.
  • Keine Räumung von Schlafplätzen und Lagern im öffentlichen Raum. Köln gehört allen!


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